Der Hundeknocheneffekt – in der Galvanik unvermeidbar?

 

Der Hundeknochen-Effekt heißt so, weil die im Comic gerne genutzte Symbolik des Hundeknochens den Effekt so bildhaft beschreibt. Im Bild sieht man einen Hund mit einer Gedankenblase an einen Hundeknochen
Der Hundeknochen-Effekt in der Galvanotechnik
© Adobe Stock

Wie entsteht der Hundeknochen-Effekt?

Am einfachsten ist es, sich die Elektroden, also die Anode und Kathode der galvanischen Zelle, als zweidimensionale Rechtecke vorzustellen. Zwischen der Kathode, die beschichtet wird, und den Anoden bildet sich mit Einschalten des elektrischen Stroms ein Feld aus. Dieses verläuft zwischen den Elektroden mehr oder weniger linear. Spannend wird es an den Kanten, weil sich hier die Feldlinien verdichten. Es entsteht eine Verdickung an beiden Enden unseres gedachten Kastens. Und somit erklärt sich auch der Begriff Hundeknochen-Effekt.

Schematische Darstellung der Feldlinine, die den Grund für den Hundeknocheneffekt bilden.
Die Feldlinien verdichten sich an Kanten des Werkstücks. An diesen Stellen wird mehr Material abgeschieden, als auf den glatten Flächen. Das Ergebnis bezeichnet man bildlich als Hundeknochen-Effekt. (Quelle: galvanikservice.de)

Praxisbeispiel des Hundeknochen-Effekts

Wir haben – aus einem ganz anderen Grund – bei der Brenscheidt Galvanik Service durch das Labor Tritech in Solingen einen Schliff anfertigen lassen. Es ging hier um den Schichtdickenverlauf eines 0,40 mm dicken, weichen Kupferbandes. Das Kupferband wurde allseitig, vollflächig mit min. 3 µm vernickelt und eine der Kanten zeigte einen Schatten.


Schliff einer Bandkante eines Cu-Bands 0,4 mm, vernickelt
© Tritech, Solingen

Leider ließ sich der Schatten durch den Schliff nicht aufklären. Dies gelang anders. Man kann aber insbesondere in der oberen, linken Ecke der Aufnahme gut erkennen, dass die gräuliche Vernickelung dort deutlich dicker ausfällt als beispielsweise in den relativ geraden Verläufen auf den Flächen oben und unten. An dieser Stelle sorgt der Schneidgrad noch einmal für eine Verstärkung des Hundeknochen-Effekts.

Was man in obiger Abbildung ebenfalls gut erkennen kann, ist, dass der Effekt nur eine Breite von ca. 0,4-0,5 mm in Anspruch nimmt. Empirische Untersuchungen, die wir vor einigen Jahren mal in einer Bandgalvanik durchgeführt haben, zeigten übrigens, dass zwei Kanten sich durchaus gegenseitig beeinflussen. Dabei fließen die Verdickungen langsam ineinander und werden dabei weniger ausgeprägt. Ab einem Abstand von ca. 200 mm stabilisiert sich das Phänomen. Unter 25 mm fließen die Verdickungen mehr oder weniger untrennbar zusammen.

Kurve der Schichtdickenverteilung an einer Bandkante. Die Kurve setzt bei über 7 µm 0,5 mm von der Bandkante an und nähert sich asymptotisch einer Ebene bei ca. 3,5 µm bis 14,5 von der Bandkante an.
Verlauf der Schichtdicke zur Bandkante: der Hundeknochen-Effekt
© Brenscheidt Galvanik Service

Das Diagramm zeigt deutlich, dass ab ca. 10 mm von der Bandkante der Effekt keine Rolle mehr spielt. Hier laufen die Feldlinien parallel und es kommt zu einer homogenen Abscheidung. In der Annäherung der Bandkante hingegen springt das Schichtdickenniveau von ca. 3,5 µm auf über das Doppelte.

Stromlos erzeugte Schichten zeigen keinen Hundeknochen-Effekt

Der Hundeknochen-Effekt beschränkt sich übrigens auf elektrochemisch abgeschiedene Schichten. Stromlos erzeugte Beschichtungen wie Feuerzinn und -zink bzw. chemisch Nickel zeigen diesen Effekt nicht.